USV steht für Unterbrechungsfreie StromVersorgung (eng. UPS - uninterruptible power supply) und beschreibt Stromversorgungsanlagen, die gerade im IT/ Rechenzentrumsbereich weit verbreitet sind. Die Anlagen bestehen aus einem Gleichrichter, welcher die Wechselspannung des Versorgungsnetzes in Gleichspannung umwandelt und einen Wechselrichter, welcher diese zurück in Wechselspannung wandelt. Jetzt kann man sich fragen weshalb den Aufwand betreiben, wenn am Ende das selbe herauskommt? Das hat mehrere Gründe. Zum einen wird im "Zwischenkreis", dem DC Teil, eine Batterie parallel geschaltet. Diese kann bekanntlich ausschließlich mit Gleichstrom betrieben werden und eine unterbrechungsfreie Stromversorgungsanlage benötigt dem Wortsinn entsprechend ein Speichermedium um eventuelle Netzausfälle zu überbrücken. Zum anderen wird für die zu versorgende Technik häufig eine bestimmte Netzqualität gefordert, welche durch die USV Anlage bereitgestellt werden kann. So können je nach Klasse der USV etwa Über-/ Unterspannungen sowie Spannungsspitzen ausgeregelt werden.
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Von André Karwath aka Aka - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=209193 |
Da sich die Anforderungen an Größe und Qualität je nach Anwendungsgebiet stark unterscheiden können werden verschiedene Anlagenklassen angeboten. Zunächst kann zwischen dynamischen und statischen USV Anlagen unterschieden werden.
- Dynamische USV Anlagen haben statt dem weiter verbreiteten Batteriespeicher einen kinetischen Speicher in Form einer Schwungmasse. D.h. es wird im Normalbetrieb ein Schwungrad mit großer Masse angetrieben, dessen Energie bei Stromausfall durch entsprechende Umformung die Versorgung der Verbraucher übernimmt. Da die hiermit möglichen Überbrückungszeiten verhältnismäßig gering sind (typisch < 20 Sekunden) wird der Anlagentyp häufig in Kombination mit Netzersatzanlagen oder sogar direkt darin integriert, sogenannte dieseldynamische Anlagen, verwendet. Die Schwungmasse übernimmt nach Netzausfall die Versorgung bis die Netzersatzanlage angelaufen und synchronisiert ist. Die Erstinvestition für eine dynamische Anlage ist meist etwas höher. Diese Kosten können sich jedoch aufgrund der längeren Lebensdauer sowie des geringeren Wartungsaufwandes je nach Ausführung nach etwa 9-10 Jahren amortisieren. Hinzu kommt der ökologische Vorteil, da im Vergleich zu Batterien weniger potenziell gefährliche Rohstoffe (Blei/ Säure) zur Anwendung kommen. Die dynamische Anlage ist zudem weniger temperaturempfindlich, so das eine Klimatisierung oder Zwangsbelüftung je nach Umgebungsbedingungen nicht oder nur in geringerem Maße bereitgestellt werden muss. Bekannte Hersteller von dynamischen USV Anlagen sind z.B.: Piller, Hitzinger oder Euro-Diesel.
- Statische USV Anlagen bestehen aus einem Gleichrichter, einem Wechselrichter und einer parallelgeschalteten Batterieanlage. Die Netzspannung wird durch den Gleichrichter in Gleichspannung umgewandelt, in diesem "Zwischenkreis" wird die Batterie angeschlossen. Die mögliche Überbrückungszeit dieser Anlagen hängt von der gewählten Batterieleistung ab. Häufig werden kurze Überbrückungszeiten von 10 Minuten realisiert, diese reichen z.B. aus um Server kontrolliert herunter zu fahren bzw. einen Dieselgenerator zu starten. Aber auch Reservezeiten von mehreren Stunden sind nicht unüblich. Die Gleichspannung im Zwischenkreis wird durch den Wechselrichter zurück in Wechselspannung gewandelt, durch welche auch die Verbraucher versorgt werden. Namhafte Hersteller sind u.a.: Vertiv (ehem. Emerson Network Power), ABB, AEG Power Solutions, Eltek, Benning, Delta, Gustav Klein, Huawei uvm.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal bietet die Klassifizierung nach IEC 62040-3, welche eine Unterscheidung in drei Klassen und drei Stufen vorsieht. Die Norm sieht vor den Anwendern detailliert aufzuzeigen gegen welche Störungen die jeweilige USV absichern kann. Die möglichen Fehler sind Stromausfälle, Spannungseinbrüche (Schwankungen), Spannungsstöße, Unterspannung, Überspannung, Blitzeinwirkungen/ Schaltspitzen, Störspannungen, Frequenzänderungen und harmonische Oberschwingungen. Die Klassifizierung sieht folgende Unterscheidung vor:
- Klasse 3: VFD - Voltage and Frequency Dependent USV (früher Offline oder Stand-By USV) Hier werden die Verbraucher im Normalbetrieb direkt mit dem Normalnetz versorgt, welches auch den Gleichrichter versorgt um die Batterien auf Erhaltungsladung zu halten. Kommt es zu einem Netzausfall oder auszuregelnden Spannungungsschwankungen, so wird auf den Ausgang des Wechselrichters umgeschaltet, so dass die Versorgung über die Batterien läuft. Die Umschaltung kann bis zu 10 ms dauern, das Ausregeln von Spannungsschwankungen bis zu 16 ms. Diese Zeitspanne kann für sensible Verbraucher bereits zu lang sein und zu Störungen führen.
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Von Martin Schleyer - Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58693946 |
- Klasse 2: VI - Voltage Independent USV (früher Netzinteraktive oder Single Conversion USV) Diese USV Anlagen versorgen die Verbraucher ähnlich wie VFD Anlagen direkt mit dem Normalnetz. Zentrales Element ist hier ein bidirektionaler Wechselrichter, dieser versorgt im Normalbetrieb die Batterieanlage. Kommt es zum Netzausfall, kehrt sich der Stromfluss um und die Batterieanlage übernimmt die Versorgung der Verbraucher. Die Umschaltzeit ist deutlich kleiner und liegt bei ca. 2-4 ms und schützen damit nicht nur bei Netzausfall sondern auch bei Unter- und Überspannung.
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Von Martin Schleyer - Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58694026 |
- Klasse 1: VFI - Voltage and Frequency Independent USV (früher Online USV) Hier wird der Netzeingang direkt auf den Gleichrichter geführt, welcher die Batterien versorgt. Über den danach geschalteten Wechselrichter werden die Verbraucher versorgt. Die Verbraucherspannung ist damit durchgängig unabhängig von der Eingangsspannung, die Umschaltung bei Netzausfall erfolgt unterbrechungsfrei. Dieser Anlagentyp ist der hochwertigste, hat jedoch aufgrund des ständig laufenden Gleich- und Wechselrichters durch deren Eigenverbrauch auch eine geringeren Wirkungsgrad (inzwischen bis zu 98 %). Um auch bei Wartungen und Störungen der Anlage eine unterbrechungsfreie Versorgung der Verbraucher zu gewährleisten ist meist ein Bypass realisiert. Hiermit kann die Anlage umgangen und Normalnetz zugeschaltet werden.
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Von Martin Schleyer - Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58693981 |
Die Stufen 1-3 hingegen beschreiben etwa die Qualität der Ausgangssinuskurve bzw. das Verhalten bei Betriebsartwechseln etwa von Normal- auf Batteriebetrieb.
Auch kann eine Unterscheidung zwischen einzelblock Anlagen und modularen Systemen getroffen werden.
Modulare Anlagen sind so aufgebaut, dass sich die mögliche maximal Leistung auf einzelne Module aufteilt, diese sind meist "hot plug" fähig, können also im laufenden Betrieb nachgerüstet werden. Damit kann auf Leistungsänderungen durch Anpassung der Modulanzahl flexibel reagiert werden. Dies ermöglicht es auch die Auslastung der Anlage effizient zu steuern, so dass alle Module nach ihrem Lastprofil optimal ausgelastet werden und damit der Wirkungsgrad ideal ist. Häufig können mehrere der Modulschränke parallel aufgebaut werden, so dass die Anlagen auch für große Leistungen (20 kVA - 1,5 MVA) realisiert werden können. Vorteile sind die gute Skalierbarkeit und die Möglichkeit Leistungserhöhungen im laufenden Betrieb durchführen zu können.
Einzel- oder monoblock Anlagen können nicht über Einschübe erweitert werden. Dies ermöglicht weniger Flexibilität und erfordert somit bereits während der Planung detaillierte Kenntnis des maximalen Leistungsbedarfs, da eine Umrüstung/ Erweiterung ggf. Abschaltungen notwendig machen kann. Auch diese Anlagen sind für mit einem Leistungsspektrum zwischen 20 kVA - 2 MVA für nahezu jeden Einsatzzweck geeignet. Sehr kleine Anlagen (z.B. 500 VA), etwa zur Absicherung einer Workstation können auch als einzelblock Anlage gesehen werden.
Auch dies kann wieder nur einen groben Überblick über die Thematik geben, auf weitere Details, gerade zu den bereits erwähnten Speichermedien werde ich in den kommenden Artikeln weiter eingehen.
MW, 18.08.2017